Verfasst von: suburbansky | Dienstag, 11. März 2008

Waldenburger-S-Bahn

Drüben beim Tramforum bin ich mit dieser Idee nicht gerade auf Begeisterung gestossen – deshalb teste ich sie hier einmal. Die gut 13 Kilometer lange Waldenburgerbahn von Liestal nach Waldenburg stellt insofern ein Kuriosum dar, als dass sie die einzige Bahnlinie der Schweiz mit einer Spurweite von 750mm ist („normale“ Schmalspurbahnen und (Schweizer) Trams haben 1000mm, (europäische) Normalspur ist 1435mm). Es liegt auf der Hand, dass das zu einigen Problemen führt, besonders in der Rollmaterialbeschaffung: Neue Fahrzeuge müssen extra angefertigt werden und sind entsprechend teuer – zu teuer für eine kleine Bahngesellschaft, wie es die Waldenburgerbahn AG ist.

Aus diesem Grund existieren seit einiger Zeit schon Pläne, die Linie auf Standard-Schmalspur (1000mm) umzuspuren und gleich mit der Tramlinie 14 in Pratteln zu verbinden – die Fahrzeit Basel-Barfüsserplatz bis Waldenburg würde wohl fast 1 1/4 Stunden betragen. Das ist also kaum eine sinnvolle Lösung. Besser wäre – aus meiner Sicht, aber man wird mir widersprechen – eine Umspurung auf Normalspur und damit eine Umstellung auf S-Bahn-Betrieb. Die Vorteile liegen auf der Hand: direkte Verbindungen von Waldenburg nach Basel und darüber hinaus, ohne in Liestal umsteigen zu müssen. Da sich auch die S-Bahn im Tal ihr Gleis mit niemandem sonst teilen müsste, könnte auch die recht dichte Haltestellenfolge zwischen Hölstein und Oberdorf beibehalten werden, wenn sie sich tatsächlich als unbedingt notwendig erweisen sollte.

Der einzige Nachteil wäre, dass der Nostalgiewert der Linie samt dem „Jööö“-Faktor verloren ginge – die 750mm-Schiene könnte man ja aber trotzdem noch lassen und weiterhin Dampffahrten anbieten, das schliesst ein S-Bahn-Verkehr ja nicht aus.

Zu allererst – und da wird mir wohl niemand widersprechen – sollte man der Linie eine S-Bahn-Nummer verpassen (sie ist offenbar derzeit offiziell die Linie 19 des Basler Tramnetzes…) und sie in der nächsten Ausgabe des S-Bahn-Liniennetzes eintragen, mit sämtlichen Haltestellen. Die Forchbahn in Zürich (S 18) und die Trogenerbahn in St. Gallen (S 12) – beide einem Tram ähnlicher als die Waldenburgerbahn – haben schliesslich auch S-Bahn-Nummern und sind auf dem Linienplan vermerkt.


Antworten

  1. Ich halte ein Trambetrieb für wesentlich sinnvoller, da die Strecke einem Tram ähnlicher ist als einer S-Bahn (Platzverhältnisse, Haltestellenabstände, usw.).
    Zu deinem Einwand: Das Tram nach Liestal wäre als Feinverteiler gedacht, genauso wie der 10er nach Dornach. Wer von Basel nach Dornach/Liestal fährt nimmt die S3. (vgl. auch 70er)
    Eine publizierte Liniennummer ist sicherlich notwendig. Ob das nun SX oder 19 ist spielt keine Rolle. Ich kenne zwar den neuen S-Bahn-Plan (Link?) nicht aber das Einzeichnen der Überlandtramlinien mit Umsteigemöglichkeit zur S-Bahn ist sowieso überfällig (so à la Buslinien auf dem Stadtnetz (keine eigene Farbe)).

    Gruss

  2. Ich stimme dir überall vollkommen zu, einzig die Sache mit der S-Bahn Nummer widerspreche ich dir ;).

    Ich nerve mich immer wieder, wenn ich sehe, dass die Linie Sissach-Olten als S-Bahn bezeichnet wird. Zum befindet sich diese Linie im in der grössten Pampa und hat nichts mehr mit Basel zu tun, zum Anderen ist die Infrastruktur und der Fahrplan noch lange nicht auf S-Bahnstandard.

    Genauso verhält es sich doch auch mit Waldenburgerbahn. Liestal ist zwar schon urbaner, aber der Rest der Strecke ist genauso Einöde wie bei der S9 (?).

    Nun zu etwas anderem noch: Plant die SBB nicht ein Stumpengleis in Liestal, um einen Viertelstundentakt zu realisieren? Anstatt das Stumpengleis sollte man deine Idee realisieren.

    Gruss
    Jonas

  3. @Jonas:

    Die S9 soll ja dereinst bis nach Basel verlängert werden und verdient darum im Liniennetz aufgeführt zu sein. Ebenso plant die SBB ja auch die Anpassung der Infrastruktur (1).
    Subjektiverweise kann ich noch hinzufügen, dass ich auch in Deutschland schon mit S-Bahnen durch die Pampas gereist bin. Das war irgendwo um München, ist auch schon ein Weilchen her.
    Ich sehe keinen Widerspruch zwischen einer S-Bahn und einer ländlichen Gegend. Abgesehen von einem Ballungszentrum als Ausgangs- oder Knotenpunkt und der Infrastruktur (beides ist in Vorbereitung) erfüllt die S9 die Anforderungen (2) an eine S-Bahn.

    (1) http://www.baselland.ch/docs/reg-verw/mitteilungen/2007/09-11.htm
    (2) http://de.wikipedia.org/wiki/S-Bahn

  4. Das mit dem Tram könnte klappen, wenn man Quasi ein „Sprinttram“ valle halbe Stunde nach Basel zieht:
    – Alle halbe Stunde ein Sprinter nach Basel
    – Alle halbe Stunde ein „Bummler“ nach Pratteln.

    Jedoch finde ich die Idee Normalspurbetrieb höchst interessant und prüfenswert!

  5. @David:

    Es bin ich nicht ganz sicher was du meinst? Sprinttram nach Basel tönt für mich wieder so als wolltest du die Fahrt von Waldenburg nach Basel nur mit dem Tram zurücklegen. Ich möchte meinen Vorschlag nur verteidigen indem ich nochmals darauf hinweise, dass Reisende in von oder nach Basel zwischen Basel und Liestal die S3 benützen. Eine Tramlinie Basel – Waldenburg ist wirklich nur als Verknüpfung des Waldenburgerlis und des 70ers gedacht und soll durch Verknüpfung mit der S-Bahn (Muttenz, Pratteln, Liestal, zukünftig einmal St. Jakob, etc.) lediglich eine Ergänzung aber kein Ersatz der S-Bahn sein. Ein Umsteigen zwischen Basel und Waldenburg ist vorgesehen.
    Viel wichtiger ist es, sich die Kapazitäten auf der Strecke Basel – Sissach für eine Verlängerung der S9 nach Basel SBB freizuhalten.

    @alle:

    Welche Vorteile versprecht ihr euch denn von einer S-Bahn nach Waldenburg? Kürzere Reisezeiten sind ja bei den gegebenen und (da scheinen sich auch die Befürworter im Tramforum einig zu sein) beizubehaltenden Haltestellenabständen nicht möglich und eine häufigere Verbindung von Basel und Liestal ist mit der Verlängerung der S9 bereits im Raum. Dagegen sprechen ausserdem die sicherlich höheren Kosten. Da scheint mir eine höhere Frequenz bis nach Sissach das Geld viel eher wert zu sein zumal die Strecke nun einfach schon besteht.

    Ich hoffe es fühlt sich niemand angegriffen, auch wenn ich da mal auf meinem Standpunkt verharre. Ich freue mich auf jeden Fall auf frischen Senf! ;-)

  6. Ich freue mich, dass hier eine so lebhafte Diskussion stattfindet – nur immer weiter so!

    Was eine S-Bahn nach Waldenburg bringt? Trotz einem Halbstundentakt Liestal-Waldenburg schwankt die Fahrzeit zwischen Basel und Waldenburg zwischen 35 und 45 Minuten – bei der ersten Verbindung ist die Umsteigezeit sehr knapp, bei der zweiten sehr lang. Eine umsteigefreie Verbindung ist sowieso immer von Vorteil.

    Und über den Daumen gepeilt scheint mir eine umsteigefreie Verbindung BS-Waldenburg sinnvoller als BS-Läufelfingen-Olten, und zwar aus folgenden Gründen:

    1) Im Waldenburgertal werden einige grosse Gemeinden (Oberdorf, Niederdorf, Hölstein, Waldenburg) relativ zentral und flächendeckend erschlossen, während im Homburgertal die meisten Gemeinden sehr klein sind und der Bahnhof meist abgelegen ist.

    2) Ein Halbstundentakt müsste schon sein, auch damit eine Durchmesserlinie über Basel SBB hinaus entstehen könnte, und das lohnt sich nach Waldenburg sehr wohl (ist ja schon heute so), nach Läufelfingen-Olten hingegen kaum.

    Ich bin einfach der Meinung, dass die Waldenburgerbahn heute unter dem Standard liegt, den sie haben könnte und eine Modernisierung tatsächlich Not tut – und warum nicht gleich den Schritt zur S-Bahn wagen?

  7. Do hesch di Sänf ;-)

    Ehrlich gesagt kann ich der Normalspur-Idee nicht viel abgewinnen. Der finanzielle Mehraufwand steht zum zusätzlichen Nutzen in keinem vernünftigen Verhältnis. Die Tram-Lösung wäre da schon besser. Ein Tram nach Waldenburg mit Schnellzugsanschluss in Liestal wäre wohl attraktiver und schneller als eine S-Bahn mit Halt an allen Stationen…

  8. „Sprinttram“:
    Die Idee wäre, während den Hauptverkehrszeiten Morgens und Abends, sowie villeicht an den Wochenden in der Nacht Kurse zu fahren, die im ganzen WB halten aber ab Liestal lediglich die Stationen Frenkendorf-Füllinsdort (wieso nicht auf der Rheinstrasse, wenn die neue Autobahn steht?), Pratteln, Muttenz, St.Jakob, Aeschenplatz und ab dort alle Haltestellen der Linie 14.

  9. Ich bleibe auch ausserhalb des Tramforums dabei, eine Umspurung wäre mit extremen Kosten verbunden. ;-) Dieses Geld kann man sinnvoller für dringendere Ausbauten einsetzen, etwa für Tramverlängerungen, Ausbauten der Ergolz- und Laufentallinie u.ä.

  10. 75 cm oder doch andere Spurbreite?

    Nun, die Vorteile einer Meterspur liegen auf der Hand: günstiges Anschaffen von neuem Rollmaterial. Die Idee einer Normalspur können wir mal bei Seite lassen, den alleine aus platztechnischen Gründen wäre das nicht so leicht zu realiesieren – oder jemand soll sagen, wie eine Normalspurbahn durch Oberdorf durchkommen soll) Leider aber hört es das bereits mit den Vorteilen auf.

    Nachteilig ist, dass man für mehrere Mio im zweistelligen Bereich die gesamte Strecke erneuern müsste. Macht es daher Sinn, für 70 Mio eine ganze Bahnstrecke mit Bahngebäuden etc zu erneuern, um die Fahrzeuge für 15 statt sagen wir 25 oder 30 Mio zu bekommen? Das rechnet sich doch in 40 Jahren. Weiter kommt dazu, dass die Waldenburgerbahn zwar bald mal neue Fahrzeuge benötigt – aber nur für die Hälfte. Die andere Hälfte wäre gut noch 10 Jahre fahrtüchtig.

    Würden aber Fahrzeuge in 75cm Spurweite angeschafft, die dazu die verlangten Niederflureingänge, schnellere Beschleunigung und höhere Geschwindigkeit besitzt – und könnte dadurch die Fahrheit von Heute 23 Min auf 17 Min gekürzt werden, dann könnte man mit dem selben Aufwand an Rollmaterial und Arbeitskräfte eine Qualitätssteigerung von 50% mittels 20 Min-Takt erreichen. Und in den Pendlerzeiten wären, zwar langsamer, die ältere Generation Fahrzeuge immer noch gut zu gebrauchen.

  11. Ich nochmal, vielleicht liest ja wer mit:

    Die Kaufkosten für 750mm Spurweite ist gar nicht teuerer als in 1000mm Spur. Im Gegenteil soll die kleinere Spurbreite sogar kostengünstiger Betrieben werden können (darauf aber möcht ich nicht behaftet werden ;) ), als die Meterspur.

  12. An sich ne gute Sache, ich frag mich nur, ob das auch dauerhaft brauchbar bleibt.


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